Eine Band, die sich nach dem stählernen Dildo in William S. Burroughs „Naked Lunch“ benannt hat, muss eigentlich Hardcore spielen, zumindest aber Garagenpunk. Nicht STEELY DAN. Wenn es einen Begriff gibt, der die Musik des Duos Walter Becker und Donald Fagen annähernd umschreibt, wäre das: Sophisticated.
Jazz, so verspielt, dass er wie Pop wirkt, Pop, der mit äußerster Eleganz darüber hinwegtäuscht, dass er eigentlich vertrackter Jazz ist. Über die Produktion des Albums „Aja“ sagte der Musiker Dean Parks:„One step beyond perfection“, und das gilt locker auch für die anderen Werke, die Gitarrist, Bassist Walter Becker und Tastenspieler Donald Fagen (später auch Hauptsänger) als STEELY DAN mit hochkarätigen Gastmusikern umsetzten. Trotz ihrer Qualitäten mussten zahlreiche der beteiligten Instrumentalisten unter der Akribie der beiden Freunde leiden. Dass dieser Hang zu größtmöglicher Perfektion wie melodienseliges laissez faire erscheint, zeugt von den unüberhörbaren Qualitäten STEELY DANs.
Walter Becker und Donald Fagen lernten sich bereits als Teenager am renommierten Bard College in New York kennen, beschlossen gemeinsam Musik zu machen und arbeiteten zunächst als Lohnmusiker, schrieben und nahmen aber gleichzeitig eigene Stücke auf.
1972 nahmen sie als STEELY DAN ihr Debüt „Can’t Buy A Thrill“ auf, das mit „Do it Again“ gleich einen veritablen Hit aufzuweisen hatte, der zwei Jahre später mit „Rikki Don’t Lose That Number“ einen ebenso eindrücklichen Nachfolger spendiert bekam. Becker und Fagen hatten sich mit ihrer, auf den ersten Hördurchgang gar nicht besonders chartstauglich erscheinenden Mixtur aus entspanntem Jazz, Funk, Soul, Blues und viel Popgespür, rasch etabliert.
Als 1980 „Gaucho“ erschien hatte Walter Becker massive Drogenprobleme. Nach dessen Veröffentlichung wurde STEELY DAN ad acta gelegt. Walter Becker arbeitete fortan als Produzent und nahm Soloalben auf. Fagen tat es ihm gleich, war aber erfolgreicher damit. Den Kontakt zueinander verloren die beiden nie.
Ab 1993 begannen STEELY DAN wieder zu touren, doch erst sieben Jahre später erschien mit „Two Against Nature“ ein neues Album. Das 2001 prompt mit zwei Grammys ausgezeichnet wurde („Album Of The Year“ und „Best Pop Vocal Album“). 2003 wurde der Nachfolger „Everything Must Go“ das letzte Studiowerk STEELY DANs.
Getourt wurde weiter. Fast vierzehn Jahre lang. Am 3.09.2017 ist Walter Becker im Alter von 67 Jahren gestorben. Hinterlassen hat er, vor allem mit seinem Freund und Partner Donald Fagen, ein nahezu nicht alterndes Gesamtwerk, das jederzeit mit Genuss neu- und wiederentdeckt werden kann. Wir sind, wie viel zu häufig in den letzten Monaten und Jahren, zutiefst traurig.